Im August entstand sein letzter großer Verriss: Hellmuth Karasek rezensiert den Ikea-Katalog. Schließlich, so der Literaturkritiker, sei „das meist verbreitete Buch der Welt mit einer Auflage von fast 220 Millionen Exemplaren bisher nie rezensiert worden“.
Ganz zufrieden schien Karasek mit dem Werk nicht zu sein. Der Ikea-Katalog „erzählt viel, ist jedoch zugemüllt mit Gegenständen. Es ist ein möblierter Roman.“ Immerhin seien die Gegenstände neu. Und obwohl die wenigen vorkommenden Personen kaum miteinander reden, habe das Buch einen solchen Erfolg, staunt der Kritiker. Der dann doch ein paar durchaus schöne Passagen findet, aber insgesamt den Roman, in dem der Leser zudem permanent mit „Du“ angesprochen wird, denn doch nicht empfehlen möchte.
Sein Fazit: „Was fehlte dem Buch, wenn es ein schöngeistiger Roman wäre? Die Antwort muss heißen: Alles!“ Erleben Sie den Literaturkritiker bei seiner überaus amüsanten letzten Buchbesprechung: Hellmuth Karasek rezensiert den Ikea-Katalog.
Ursprünglich eine Werbe-Aktion von Ikea mit viel Witz und nun eine augenzwinkernde Erinnerung an den verstorbenen Hellmuth Karasek. Karasek promovierte an der Universität Tübingen, war anschließend u.a. Redakteur bei der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Zeit“, Kulturressortchef beim „Spiegel“ sowie Mitherausgeber des „Tagesspiegel“. Dem breiten Publikum bekannt wurde Hellmuth Karasek durch seine Mitwirkung beim legendären „Literarischen Quartett“ an der Seite von Marcel Reich-Ranicki. Karasek starb am 29. September 2015 im Alter von 81 Jahren in Hamburg.